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18. Dezember 2010 6 18 /12 /Dezember /2010 01:40

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem der blog-eintrag geschrieben werden muss, den eigentlich kaum einer lesen will: Der melancholische Abschluss- Eintrag. Der ist deshalb so unbeliebt, weil da ja eigentlich immer doch alle nur das selbe schreiben und die Leute, die selbst beim Erlebten nicht dabei waren, können die Melancholie nur teilweise teilen. Aber manchmal mag ich Melancholie und will nicht auf diesen Eintrag verzichten! Außerdem hat diese fantastische Zeit einen runden Abschluss verdient.

Morgen früh geht es also bei erwartetem Schnee- und Verkehrschaos nach hause. Was kann ich denn nun festhalten, wenn ich die Zeit so revue passieren lasse? Aus meinem Plan ein ein Jahr dauerndes, sehr authentische dänisches Leben zu führen, viele internationale Freunde zu finden, mich am Ende auf Dänisch unterhalten zu können und vielleicht nebenher noch einen Job und am Ende womöglich sogar eine dänische WG zu haben, wurde nichts. Stattdessen wurde mein Leben hier zum wahr gewordenen Erasmus-Klischee: viel feiern, wenig Uni, nur bedingt Einblicke ins 'echte' dänische Leben.Und trotzdem würde ich es rückblickend nicht anders haben wollen. Wir hatten so viel Spaß, so viele schöne Momente und wieder ein mal sind es die tollen Menschen, die diese Zeit so unvergesslich machen. Immer wieder kam mir der Gedanke, was für ein Glück es ist, überall wieder auf so coole Leute zu treffen, ob in Oberrotweil, Mainz oder in Odense. Es war ein Traum mit euch hier, ob bei zahlreichen Abenden im Rasmus Rask mit dem oft ähnlichen Muster 'Zimmerparty-Bar-zurück zur Zimmerparty', als Freibier-Jäger in der A-Bar, als Alles-Jäger im Viking, bei Filmabenden an denen wir immer schön die Frauenfilme durchboxen konnten, unterwegs mit dem Radl oder Bus, bei gemeinsamen Pizza-, Wrap-, oder Frühlingsrollen-Kochabenden, beim Pfefferdeckel- oder Schuhdiebstahl, auf unserer sagenhaften Skandinavien-Reise, bei unserem kein Ende nehmen wollenden Skype-Konferenz-Dring-Chat  - mit euch wars immer schön! Danke, dass Ihr die Zeit hier so großartig gemacht habt, ich würde keinen Moment mit euch missen wollen!

Es bleibt also nur zu sagen: Gute Zeit! Tapfer bleiben! Und wenn ihr dann fragt "Warum bistn jetzt so?", muss ich sagen "Ich werd euch vermissen, ihr Verfressenen mit den Lidl-Lichtern und Co!"

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10. Dezember 2010 5 10 /12 /Dezember /2010 20:37

Vielleicht habt ihr ja schon davon gehört: es gibt da diesen Typen, er ist schon relativ alt und hat einen langen, weißen Bart. Anscheinend hat er außerdem eine ordentliche Wampe und versucht die meistens unter einem langen roten Mantel zu verstecken. Klappt aber nicht so ganz... jedenfalls wurde mir jetzt gesagt, dass dieser Typ am 24.12. mal vorbei schaut und man bekommt Geschenke von ihm. Echt cool eigentlich, Geschenke kann ich durchaus brauchen nachdem mich das Erasmusleben so ganz ohne jegliches Einkommen an den Rande des Ruins gebracht hat. Und anscheinend sehen das noch mehr Leute so. Hier bereiten sich nämlich alle schon auf die Ankuft dieses Typens vor. Die Dänen machen das richtig gut, Advent (wie schon in der 3. Klasse im Religionsunterricht bei Herrn Götz gelernt heißt das ja auch "Ankunft") in Odense ist super schön! Der Startschuss für den Advent fiel in diesem Jahr meiner Meinung nach am 25.11. Er fiel weiß auf schwarz, blieb auf dem Boden liegen und macht aus Odense bis heute eine traumhafte Schneelandschaft, die mir derzeit kombiniert mit Sonnenschein fast täglich Glücksmomente beschert, wenn ich aus dem Fenster schaue oder einen Spaziergang durch das Winterwunderland (in diesem Fall muss man dieses eigentlich ausgelutschte Wort benutzen) mache.

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Höchstoffiziell wird die Adventszeit in Odense mit dem Anzünden der Lichter des großen Weihnachtsbaums am Rathaus begonnen. Man könnte jetzt denken das wäre ganz einfach "Stecker rein, Lichter an - Weihnachtszeit". Aber nein nein, ganz so simpel funktioniert das nicht. Hunderte Menschen, darunter etwa die Hälfte Kinder versammeln sich am Samstag vor dem 1. Advent auf dem Rathausplatz - es war so voll und der Baum war so groß, dass ich nicht wirklich sehen konnte, wer genau da redet und was da vorne alles passiert. Erahnen konnte ich eine Schar von Menschen mit Nikolausmützen, die wie ein Chor dastanden (aber nicht gesungen haben) und hören konnte ich eine donnernde Stimme, die immer wieder auf Dänisch alle dazu aufforderte den 'Julemand', also den Weihnachtsmann, zu rufen. So ging das bestimmt 20 Minuten lang, bis endlich auf der Leiter eines Feuerwehrautos -ja, da wurden offenbar keine Kosten und Mühen geschäut- der Herr im roten Kittel erschien, langsam nach oben bis zur Tannenbaumspitze manövriert wurde und der Countdown von Zehn runter gezählt wurde. Und dann: Stecker rein, Lichter an, kleiner Funken-Sprühregen auf der Tannenspitze - Weihnachtszeit.

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Wie schön, dass diese Weihnachtsspektakel noch durch ein weiteres Highlight ergänzt wurde. Am selben Wochenende bekam ich nämlich Besuch von meiner lieben Schwester und ihrem Freund. So kamen sie in den Genuss den dänischen Julemand mit eigenen Augen zu sehen, und den Weihnachtsmarkt, den er in liebevoller Handarbeit aufgebaut hat, gleich mit. Allerdings ist so ein dänischer Weihnachtsmarkt kaum vergleichbar mit dem, was bei uns da so geboten wird. Wir wollten eine Tasse Glögg trinken. Gar nicht so einfach! Bei uns in Deutschland liegt die Problematik ja eher darin sich zunächste zwischen achthundertdreiundsiebzig Ständen und anschließend zwischen Glühwein weiß oder rot, Feuerzangenbowle, Hollunderglühwein, Lumumba, Kaffe-Baileys, warmem Apfelwein und Wasser zu entscheiden. In Odense liegt die Problematik darin den Glögg-Stand zu finden. Handgemachte Weihnachtsengel, Honig und Basteleien sind hier offenbar beliebter als warme, lustig-machende Getränke. Am Ende kamen wir aber doch zu unserem Glögg, schön authentisch mit Mandeln und Rosinen drin, die man -wie ich erst im Nachhinein gelernt habe- noch nicht mal mit essen muss, sondern die ohnehin nur fürs Aroma da sind.

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Glögg zuhauf gab es auch am Dienstag. Das war nämlich ein besonders weihnachtlicher Tag. Um 14 Uhr hatte ich nämlich meine letztes Seminar in Scandinavian Culture. Auf dem offiziellen Lehrplan stand für diesen Tag "Hygge and the Art of Celebration". Und damit das nicht nur graue Theorie blieb, waren unsere zwei Dozenten so nett uns stilecht mit Rentierohren mit selbstgemachtem Glögg zu versorgen. Dazu gabs authentische dänische Weihnachtslieder, darunter "stille nat, hellige nat" (na, wer erkennts?) und ein Lied mit der Melodie von "meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad". 

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Hygge ist in Dänemark übrigens ganz besonders wichtig. Übersetzt heißt es eigentlich nur 'gemütlich', aber im Winter schreiben sich die Dänen ihre Gemütlichkeit ganz groß auf die Fahne und hygge is all around. Sie benutzen das Wort 'hygge' so gerne wie deutsche Jugendliche (angeblich) das Wort 'Niveaulimbo'. Schon im September hat man uns von der winterlichen Gemütlichkeit vorgeschwärmt und jetzt taucht 'Hygge' in jeder zweiten Werbung auf. Wir verstehen fast nichts auf Dänisch, aber Hygge, das haben wir jetzt verstanden.

Und Dienstag abend hatten wir unsere kleine Wichtel-Weihnachts-Feier - einer von vielen tollen Abenden mit vielen tollen Leuten!

Zum Abschluss gibts noch ein kleines dänisches Weihnachts-Leckerli, das ich ganz arg herzig finde und das ich (langsam muss ich sagen leider) einfach nicht mehr aus meinem Köpfchen kriege, seit ich es zum ersten Mal gehört habe. Wer also auf alten 50er-Jahre-Heimatfilm-Weihnachts--Kinder-Kitsch steht, der schaue sich das hier an:

 


 

hyggelige Grüße aus dem Hygge-Land

von eurer Schneelexandra

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30. November 2010 2 30 /11 /November /2010 23:16

Wenn ich schon ein mal in Dänemark bin, muss ich doch die einmalige Gelegenheit nutzen und... nach Deutschland fahren! Deutschland soll ja viel zu bieten haben, habe ich gehört, und vor allem leckeres Essen soll an jeder Ecke zu absoluten Schleuderpreisen verhökert werden. Und da wir unsere Erasmusstudenten-Gruppe hier auch liebevoll "die Verfressenen" (getreu dem Motto: Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein Kaiser, abends wie ein Kaiser) nennen, mussten wir natürlich dahin.

Aber im Ernst: Ein Besuch in Hamburg lohnt sich eigentlich immer und da die schöne Hansestadt von Odense nur 278 Kilometer entfernt liegt (im Vergleich dazu: von Oberrotweil nach Hamburg sind es 749 Kilometer), haben wir am vorletzten Wochenende einen Ausflug in den "Süden" gemacht. Nach gut zwei Monaten mal wieder nach Deutschland zu kommen war tatsächlich ein sehr großes Vergnügen. Ich hätte das so gar nicht erwartet, aber ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind als wir die Reeperbahn runtergeschlendert sind. Deutsche Reklame, deutsche Bäckereien, türkische Dönerläden - alles typisch Deutsche halt. Selbst den klassischen Gruppen von 50jährigen Männern, die ihren alljährlichen Kegelclub-Ausflug ins Spaßparadies Hamburg machen und sich schon mittags um 16 Uhr mit Bier und Flachmann in der Hand des Lebens freuen, konnte ich in dieser Situation etwas abgewinnen.

Und trotzdem ist man das dänische Umfeld mittlerweile so gewöhnt, dass es uns immer wieder mal passiert ist, dass wir uns mitten auf der Straße umgedreht haben und deutsch sprechende Passanten mit großen Augen angeschaut haben und freudig rufen wollten "Hey, ihr seid ja auch Deutsch!". Ja, ihr seht schon - wie das halt so ist, kommt die Liebe zur Heimat erst so richtig auf, wenn man ihr eine Weile fern bleibt, auch wenn es wie in meinem Fall nur zwei Monate sind.

Hamburg, die meiner Meinung nach eine der schönsten unter den schönen deutschen Städten ist, eignet sich hervorragend für so ein Wiedersehen mit dem Heimatland. Nachdem wir am Freitag Morgen mit der üblichen Stunde Verspätung losgefahren sind, kamen wir gegen 16 Uhr in unserem simplen, aber sympathischen Hostel unweit der Reeperbahn an. Für die Verfressenen gabs dann erst mal eine ordentliche türkische Pizza mit Dönerfleisch und dann einen Spaziergang die Reeperbahn runter zum nächtlich-beleuchteten Hafen. Abendliches Feiern geht im Hamburg natürlich auch sehr gut und so haben wir die Bars am Hamburger Berg abgeklappert, wo mal wieder was anderes lief als nur Rihanna, Taio Cruz und Alphabeat in Endlosschleife (obwohl mir die eben genannten hier in Odense schon SEHR viel Spaß bereitet haben!) und wo am Straßenrand Mojito, Caiprinha und Co für 3 Euro im Plastikbecher verkauft wurde - sowas würde man in Dänemark nämlich auch nicht finden. Wie schnell man doch alte Selbstverständlichkeiten wieder als exotisch empfindet, wenn eine Weile nicht gesehen.

Am Samstag ging es dann erstmal ins Schanzenviertel. Ich war zwar schon in Hamburg, in diesem Viertel aber nicht. Besetzte Häuser, alternative Cafés, Bio-Klamottengeschäfte - bei so was denke ich eigentlich eher an Berlin, oder auch an das alternativ-grüne Freiburg. In einer Großstadt wie Hamburg gibt es aber halt offenbar auch alles und das Schanzenviertel hat jedenfalls viel Charme. Für uns gab es ein spätes Anti-Augenringe-Frühstück, das wahlweise aus Brötchen und Ei oder Pizza bestand, so dass wir dann genug Energie hatten um uns in die Terrer-Gefahren-Zone Hauptbahnhof zu begeben. Wir sind gekonnt jeder herrenlosen Tasche ausgewichen und am Ende unversehrt in der Einkaufsstraße angekommen, wo wir einen weiteren tollen deutschen Vorzug feststellen konnten: Ladenöffnungszeiten. Habt ihr gewusst, dass Geschäfte in Deutschland sogar Samstags bis um 20 Uhr geöffnet haben? Es schien mir als hätte ich in einem vergangenen Leben schon einmal davor gehört. In Dänemark haben wir allerdings schon Samstags um 15:05 Uhr vor verschlossenen Ladentüren gestanden und unter der Woche machen H&M, Vero Moda und Co auch gerne um 17 Uhr zu. Und im Vergleich zur hübschen, aber bescheidenen 'Vestergade' in Odense wirken die Geschäfte in der Hamburger Mönckebergstraße fast schon gigantisch. Gut, der Vergleich zwischen einer 190.000 Einwohner- und einer 1,8 Millionen-Einwohner-Stadt hinkt ein wenig. Aber jedenfalls war es schon schön mal wieder lang, ausgiebig und großstädtisch zu shoppen bis zum droppen. Bis wir uns nämlich schließlich zum nächsten bezaubernden Essen (diesmal Sushi, wieder total toll :-) aufgemacht haben, war es 22 Uhr und entsprechend spät ging dann auch das eigentliche Abendprogramm los. Trotzdem haben wir es am Sonntag geschafft den Hafen, die Hafencity und die Speicherstadt abzuklappern und am Ende sogar noch eine Hafenrundfahrt oben drauf zu setzen. Wir haben auch genau das richtig Timing erwischt und konnten vom Schiff aus der Sonne beim Untergehen hinter den Verladekränen zusehen :-)

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Ein bisschen verliebt hab ich mich außerdem in ein kleines Café namens "Brücke 10" an den Landungsbrücken, das ich gerne zu meiner Wohnung umfunktionieren würde. Seht selbst:

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Als schönen Abschluss gab es für uns dann noch mal eine tolle Kombination mit dem besten aus beiden Welten - der deutschen und der skandniavischen. Die Schwedischen, Dänischen und Norwegischen Kirchen Hamburgs haben nämlich zu kleinen Weihnachtsmärkten geladen und so gabs für uns im vertrauten Deutschland vertraute skandinavische Kanelsnegln, Almondy Torte und Smorrebrod - so viel Vertrauen auf einmal, the Hammer!

Die kleine Reise ins ferne Land hat sich für uns jedenfalls mehr als gelohnt, nicht zuletzt weil es der letzte größere Trip für uns als Großgruppe war. Die Zeit rasst jetzt nämlich nur so da hin - zwei Wochen sind es nur noch und dann geht es Richtung Heimat. Da wird dann das eine Auge lachend in die Luft springen und das andere geknickt und mit hängenden Mundwinkeln dahin trotten... bis dahin steht hier aber jetzt noch einiges an Abschieds-Tam-Tam an, was wir in vollen Zügen genießen werden!

Bis zum nächsten Mal verbleibe ich also mit einem Seemannsgruß, den ich gar großartig finde:

Mast- und Schotbruch!

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10. November 2010 3 10 /11 /November /2010 00:23

Jauchzen, jecke Dänen, Jubeltage - das J in J-Day könnte für so einiges stehen. Tut es aber nicht. Es steht für 'Julebryg', das bei den Dänen äußerst beliebte Weihnachtsbräu. J-Day ist der Tag im Jahr, an dem das Weihnachstbräu zurück kommt und findet immer am ersten Freitag im November statt. Und weil die Dänen ihr Julebryg heiß und innig lieben, wird der J-Day zum nationalen Fest- und Feiertag. Schon im Voraus wurde uns einiges versprochen, Dozenten berichteten von Studenten, die ganze Hausarbeiten über den J-Day geschrieben haben, in jeder Bar fand man Werbeplakate für den internationalen Weihnachtstrinktag und am Donnerstagabend entdeckten wir eine Countdown-Uhr, die die Minuten zählte bis endlich am Freitag, den 5. November um 20:59 Uhr das kostbare Bier zum Gedenken Jesu wieder ausgeschenkt wurde.

J-Day-014.JPGSeit 1990 gibt es den Julebryg-Tag und initiiert wird die ganze Geschichte von der zu Karlsberg gehörenden Tuborg-Brauerei. Ein großes Marketing-Event also, das von den Dänen nur allzu gerne aufgenommen wird, denn man muss die Feste ja feiern wie sie fallen. Wir waren auch überzeugt, trotz unserer schlechten Dänisch-Kenntnisse, auf den oben genannten Werbeplakaten gelesen zu haben, dass es von neun bis zehn in zahlreichen Bars und Kneipen kostenlose Kostproben von dem köstlichen Gerstensaft  geben sollte (jetzt hab ich aber tief in die Stilfigurenkiste gegriffen). Also haben wir uns pünktlich auf den Weg gemacht um den uns zustehenden Anteil des Weihnachtsgetränks abzubekommen. Die Bier-Almosen stellten sich dann allerdings als etwas weniger großzügig heraus als gedacht. Statt Freibier für alle gab es ein in blaue Weihnachtstracht gehülltes Tuborg-Promotion-Team, das mit ca vier Kisten Bier durch Bars mit mehreren Hundert Leuten zog und den Menschen mit den stärksten Ellenbogen eine der begehrten blauen Flaschen überreichten. Immerhin haben wir auch ein paar schicke blaue Weihnachts(dänisch: Jul)-mützen abgestaubt. Und die haben sogar eine Blinkfunktion!

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Wie sich das für eine Ladung deutscher Bier-Freunde gehört, haben wir den Abend stilecht in der "Heidis Bar" verbracht, die deutsch-österreichisch-schweizer Après-Ski-Bars in nichts nachsteht und auch nicht darauf verzichtet hat Dj Ötzi und Co im Musikprogramm unterzubringen. Sicher nichts für jeden Tag, aber zu diesem speziellen Bierfeiertag hat es gut gepasst, jedenfalls bis einem dann irgendwann zur späteren Stunde doch die Ohren geblutet haben (Ich grüße an dieser Stelle Herrn F. Bub, der jetzt sicher denkt "Ohrenbluten, bei Après-Ski-Liedern? Das macht mich jetzt aber stinksauer!"). Ach ja, das Juleybrg schmeckt übrigens meiner nicht besonders fachmännischen Meinung nach ganz nett... hat etwas mehr Aroma als die gewöhnlichen dänischen Biere, welches bei geübten Biertrinkern ja oft eher als mildes Hopfenwasser als als echtes Bier verpönt wird, das mir persönlich aber eigentlich ganz gut schmeckt. Zu diesem frühen Zeitpunkt also schon mal: Happy New Beer!

Eure Jul-exandra

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25. Oktober 2010 1 25 /10 /Oktober /2010 11:28

Es war noch besser als ich es mir vorgstellt hatte! Hinter mit liegt eine Woche mit viel Autofahren, viel Essen, relativ wenig Schlaf, vor allem aber voller Staunen und Begeisterung. Insbesondere Norwegen hat so viel zu bieten, dass ich immer noch beeindruckt bin, wie viel wir in nur acht Tagen gesehen haben. Aber schön der Reihe nach:

 

Blauer Himmel über Schweden

Am Samstagmorgen gings los. Acht Studenten, verteilt auf meinen treuen Fiat Punto und einen gemieteten Renault Irgendwas, brachen auf von Odense Richtung Schweden. Auf dem Weg nach Malmö haben wir schon die 7 Kilometer lange Storebæltsbroen von Fünen nach Seeland und die 7,8 Kilometer lange Öresundbrücke von Kopenhagen nach Malmö überquert. Sieht toll aus bei blauem Himmel vorbei an ruhigem blauem Wasser, kleinen Inselchen und Windrädern, die im Wasser stehen, vorbeizufahren. Das war ja mein erster Schwedenbesuch und es war schon alles so wie man sich das vorstellt, sowohl in Malmö als auch in Göteborg: hübsch, friedlich, viele junge Familien auf den Straßen, viel blau, viel Altstadt - alles ziemlich idyllisch. In Malmö haben wir einen Zwischstopp gemacht, ein wenig die Stadt erkundet und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen

SAM_0044.JPGSAM 0065SAM 0080Skandinavien Roadtrip 003

 

Am späten Nachmittag gings dann weiter zur Jugendherberge in Göteborg, wo wir dann auch erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen. Das Göteborger Nachtleben haben wir uns lediglich von der Straße angeschaut. Die Schlangen (auf Englisch: snakes) vor den Clubs und Bars waren nicht so besonders einladend und -wer hätts gedacht- ohne auch nur eine Lokalität zu betreten hatten wir eine Menge Spaß auf der Kungsportsavenyn, der touristischen Hauptschlagader Göteborgs. Das war übrigens der einzige Abend, den wir außer Haus verbracht haben, was aber nicht heißen soll, dass wir nicht auf unsere Kosten gekommen wären. In unseren Hostels, Jugenherbergen und Hütten haben wir uns mit Kochen, ein paar guten Tropfen und Wizzard spielen die Abende versüßt. Den Sonntag haben wir dann noch in Göteborg verbracht und während eines ordentlichen Fußmarschs die verschiedenen Eckchen der Stadt angeschaut. Das Viertel 'Haga' hat mir besonders gut gefallen: Pflasterstein-Gassen, viele Cafés und eine gute Gegend zum 'Leute gucken'.

Skandinavien Roadtrip 046SAM 0128DSCF0888.JPGSkandinavien Roadtrip 064

 

Etwas Altes, etwas Neues in Oslo

Montag früh dann die Weiterreise nach Oslo. Oslo hat schon Hauptstadtflair und etwas weniger diese heimelige Atmosphäre wie z.B. Malmö. Es gibt viele große und prächtige Gebäude wie Museen, Theater, die Universität und natürlich das königliche Schloss. Neben diesen historischen Bauten sind aber auch die modernen Wohngebäude am Hafen echt beeindruckend. Ich verstehe zwar nicht viel von Architektur, aber dass diese Häuser aus den verschiedensten Materialien, in den unterschiedlichsten Formen (ich glaube einfach nur viereckig war keines) und mit zweifelsohne fantastischen Aussichten aus den Penthäusern fast schon an moderne Kunst grenzen, habe auch ich erkannt. Wir waren uns jedenfalls einig, dass wir alle eine Wohnung in so einem Haus haben wollen, und die dazupassenden Boote und Schiffe im Hafen haben wir auch schnell gefunden. Architektonisch ganz stark und dafür berühmt ist auch Oslos Oper. Auf das Dach dieses vieleckigen Gebäudes direkt am Hafen, das -wie ich gerade nachgelesen habe- "einem treibenden Eisberg nachempfunden" sein soll, kann man hochsteigen und hat dabei einen tollen Blick auf die Stadt und das Wasser. Dieses kleine Erlebnis haben wir uns nach Einbruch der Dunkelheit gegönnt. Oslo bei Nacht also auch wieder ein super schöner Anblick!

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Ja, Städte sind hübsch. Aber sie werden doch immer wieder übertroffen von der Natur! Und zwar...

 

Ein Mal quer durchs Wunderland

Zwei Tage haben wir uns Zeit genommen für den 500 Kilometer langen Trip von Oslo nach Bergen. Fantastisch, was für eine Vielfalt man auf diesem vergleichsweise kleinen Raum vorfinden kann. Von Oslo aus ging es gar nicht lang bis man in sehr schwach bevölkerten Gegenden war. Hier war alles noch schön herbstlich grün.

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Danach hat sich die Straße immer weiter hoch geschraubt und irgenwann waren wir wirklich im Niemannsland. Die Vegetation wurde karger, die Temperatur fiel und irgendwann oberhalb der Baumgrenze sah es nicht mehr 'typisch norwegisch' aus, sondern eher einsam und verlassen wie in der Prärie.

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 Ein unterhaltsames Leckerli für uns als Deutsche dann auf etwa halbem Wege beim passieren eines Örtchens, dessen Namen unsere Meinung zu dieser Landschaft perfekt zum Ausdruck brachte.

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Es wurde später, dunkler, kälter. Und dann das erste Mal für diese Saison: Schnee

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Damit waren wir auch in der richtigen Stimmung für die tolle Unterkunft, die uns für die Nacht erwartete: eine große Hütte im Landhausstil mit viel Holz und Kamin. Unsere liebe französische Mitreisende und emsige Köchin Mélissa hat französische Crèpes gemacht und dazu gabs leckeren Lumumba am Feuer. Welch ein Ausklang für so einen schönen Tag.

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Da wir bei Dunkelheit angekommen waren konnten wir die Gegend um die Hütte am Abend nur in groben Zügen erkennen. Umso erfreulicher war am Morgen die Aussicht von unserem Balkon.DSC04431.JPG

 

Und auch dieser nächste Tag hielt wieder wunderbare Bilder für uns bereit. Unsere Hütte war nur wenige Kilometer vom Eidfjord entfernt und die Fjorde, die sind ja theoretisch der Hauptgrund, warum man überhaupt nach Norwegen kommen sollte. Sobald wir uns auf einer kurvenreichen Straße den Berg herunter gearbeitet hatten, vorbei an felsigen Bergen, Flüssen und Bächen war es aus mit Schnee und der blaue Fjord empfing uns gemeinsam mit sattgrünen Wiesen und der lachenden Sonne. Ein netter Empfang!

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Nach Bergen einzufahren war dann leider etwas nervtötend, da die Verkehrsführung dort offenbar gezielt (und mit Erfolg) so schlecht geregelt wird, dass man sich in der Stadt möglichst wenig mit dem Auto fortbewegt. Entschädigt für diese Strapazen wurde ich dann aber spätestens am Abend als mich Steffi, mit der ich in Berlin zusammen gewohnt habe und die zufällig gerade ein Praktikum in Bergen gemacht hat, besucht hat. Juchee :-)

 

Ein Mix aus Eis- und Schnee-Bergen

Bergen gilt ja gemeinhin als schönste Stadt Norwegens. Allerdings auch als die niederschlagsreichste. Um die Niederschlags-Statistik zu bestätigen hat es also am Donnerstag morgen schön geschneit. So waren wir zwar live beim ersten Schnee des neuen Winters dabei, mussten aber auch die erste Hälfte des Tages mit festzugezogenen Mützen auf der Suche nach wetterfesten Winterschuhen verbringen. Der anscheinend sehr beeindruckende Blick von einem der sieben Berge, die Bergen umgeben, blieb uns bei dieser Wetterlage also leider verwehrt. Immerhin kam aber gegen 16 Uhr noch die Sonne raus und, wenn es auch zu kurz war, haben wir Bergen dann noch von einer sehr schönen Seite kennen gelernt: das Hafenviertel mit dem Fischmarkt, das sogar zum Unesco Weltkulturerbe gehört und Häuser, eines hübscher als das andere - mit süßen Türen, Fenstern, Blumentöpfen und Balkonen, die eindeutig zeigen warum 'Scandinavian Design' so beliebt ist.

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Ja, in Bergen hätte ich durchaus noch etwas mehr Zeit verbringen können! Aber so hab ich jedenfalls schon mal einen guten Grund irgendwann wieder hinzufahren und diese schöne Stadt noch etwas mehr auszukosten.

 

Ein lebhaftes Städtchen und eine lebhafte Geburtstagsfeier

Die unbeständige Wetterlage hat uns dann bezüglich der Weiterreise ein wenig in Verlegenheit gebracht. Südlich von Bergen gibt es weitere tolle Fjorde und einige berühmte Plätze, die zum Wandern einladen. Aber Wandern bei Regen, Glätte, Schneematsch und nicht gerade rosigen Wetterprognosen? Vielleicht nicht die beste Idee. Wir haben uns dann entschieden am Freitag einfach mal nach Stavanger zu fahren, danach in einer Hütte beim Lysefjord zu übernachten und abzuwarten, was das Wetter am Samstag so macht in der Hoffnung vielleicht doch noch den 'Preikestolen' besteigen zu können. Für den Weg dahin mussten wir wieder ein paar Fähren nehmen, was ich einfach immer wieder toll finde.

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Stavanger wurde in unserem Lonely Planet als 'eine der lebhaftesten Städte Norwegens' beschrieben - Norwegen muss demnach ganz schön leblos sein. Freiburg oder Mainz sind geradezu kosmopolitisch im Vergleich zu Stavanger mit seinen 120.000 Einwohnern. Ein hübsches Städtchen ist Stavanger aber trotzdem. Besonders angetan hat es mir eine Straße, die wir liebevoll Pippi-Langstrumpf-Gasse getauft haben. Jedes Haus und jedes Schaufenster in dieser Straße war ein neuer kreativer Erguss in bunten Farben, ein Paradies für kleine Mädchen, Kindgebliebene und Buntspechte.

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Auch mit unsere Unterkunft hatten wir wieder Glück. Zwei Hütten auf einem Campingplatz mit Seeblick standen uns zur Verfügung um fernab von Handyempfang und Internet in meinen Geburtstag reinzufeiern. Steffi hatte sich spontan entschieden den Tag mit uns zu verbringen und mit uns zur Hütte zu fahren, was schon das erste unerwartete und sehr schöne Geburtsagsgeschenk war. Um zwölf hat mir meine liebe Dänemark-Crew dann mit einem mir zu Ehren umgedichteten Lied eine besonders große Überraschung  und Freude bereitet. :-) Danke schöööön an dieser Stelle nochmal!!

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Beim Geburtstagskerzen auspusten hatte ich dann nur einen kleinen, bescheidenen Wunsch: "Ich will ja gar nicht viel, aber ich wünsche mir, dass wenigstens ein mal kurz morgen die Sonne raus kommt, wenn wir 600 Meter über dem Lysefjord auf dem Preikestolen stehen."

 

Der Gipfel

Aufstehen um 8 Uhr war angesagt am Geburtstagsmorgen, schließlich hatten wir großes vor. Es war noch dämmrig, aber man konnte es schon erahnen: irgendwo da hinten war die Sonne.

DSCF3548.JPGBis wir schließlich gefrühstückt und gepackt hatten war sie da. Und sie war gekommen um zu bleiben - den ganzen Tag, ohne Unterbrechung, ohne Wolke am Himmel. Der Rest des Tages war unbeschreiblich, ein Schnee gewordener Traum sozusagen. Die Wanderung zum Preikestolen, einer Felsplattform, die in 600 Meter Höhe über den Fjord hinausragt, steil nach unten abfällt und von der man eine atemberaubende Aussicht hat, ist bei normaler Witterung für 2 Stunden angesetzt. Die Tatsache, dass der Weg aber komplett eingeschneit war, wir teilweise vom Eis glatte Steine erklimmen mussten und wir mit den Füßen in Bächen landeten, weil wir nicht erahnen konnten, was sich unter dem Schnee befindet, hat die Wanderung nicht gerade leichter gemacht. Trotzdem hat es aus genau diesem Grund unglaulich viel Spaß gemacht. Ich habe mich gefühlt wie als Kind, wenn ich mit meiner Familie Wanderungen gemacht habe und damals so motiviert war, dass ich immer den "Wanderführer" (O-Ton Alexandra L. mit etwa 8 Jahren) spielen wollte. Rumklettern, durch den ca 30 cm hohen Schnee stapfen, Eiszapfen-Eis essen - was für ein Spaß! Und die Krönung dann nach ca 2,5 Stunden Fußmarsch: als wir schon dachten es würde einfach kein Ende mehr nehmen hatten wir plötzlich hinter einer Bergkuppe einen Wahnsinnsblick auf den in Schnee gebetteten Lysefjord und den Preikestolen. Wir konnten uns ein paar Freudenschreie nicht verkneifen, so schön war das!

Irgendwann während des Aufenthalts da oben haben es dann aber auch meine Winterstiefel nicht mehr mitgemacht und Wasser und Schnee haben das Leder bis zu meinen Füßen durchdrungen. Ich hatte schon im Kopf wie ich in den blog schreiben würde "ein Geburtstag mit Höhen und Tiefen - sowohl geographisch als auch emotional" und es graute mir ein wenig vor dem Rückweg mit nassen Füßen durch den Schnee. Aber, oh Wunder, die Tiefen kamen nicht! Aus mir bis jetzt immer noch nicht ganz erklärlichem Grund blieben meine Füße warm und der Weg den Berg hinunter hat, so beschwingt wie wir waren, fast noch mehr Spaß gemacht als der Weg den Berg hinauf.

Ihr seht, ich bin immer noch ganz erquickt, wenn ich an diesen fantastischen und absolut besonderen Geburtstag denke. Es war ein Erlebnis, wie ich es nur selten hatte! Alles weitere erzählen Euch die Bilder...

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Und die Moral von der Geschicht: Geht nach Norwegen!

 

Bis bald,

Euer Bergfräulein Alexandra

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15. Oktober 2010 5 15 /10 /Oktober /2010 21:28

Morgen früh 8 Uhr gehts los: 9 Erasmusler, 8 Tage, 3 Länder, 2 Autos. Wollte meine Vorfreude, die ausgesporchen groß ist, noch mit Euch teilen bevor wir starten :-) Ich bin sozusagen so excited and I just can't hide it.

So sieht unsere Route aus:

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Morgen fahren wir mit einem Zwischenstop in Malmö nach Göteborg, wo wir dann zwei Nächte bleiben. Von dort aus gehts weiter nach Norwegen, genauer nach Oslo und dann durch eine der voraussichtlich schönsten Gegenden nach Bergen. Da sollten wir am Mittwoch ankommen. Am Freitag arbeiten wir uns dann die Küste entlang runter, vorbei an Stavanger bis wir dann pünktlich zu meinem Geburtstag (ein versteckter Hinweis für die, die zur Vergesslichkeit neigen ;) )am Samstag in Kristiansand. Von dort aus wieder wie schon letzte Woche mit der Fähre zurück nach Hirtshals und return to Odense.

Der Proviant ist gekauft -wir haben bei Lidl heute den ganzen Verkehr aufgehalten mit zwei vollen Einkaufswagen, so viel, dass wir an der Kasse schon am einpacken waren, während der andere Teil der Gruppe noch fleißig am hinteren Ende des Fließbands Waren aufgeladen hat, quasi zwei Fließband-Längen voll -, die Reisetasche ist gepackt, jetzt muss ich also nur noch ein Mal schlafen und dann kanns los gehen :-)

Ich schließe mit einem Zitat, das ich neulich gelesen habe. Von Hans Christian Andersen, dem Kind Odenses und dessen ganzer Stolz:

Das Leben ist das schönste Märchen, denn darin kommen wir selber vor.

Ich hoffe, dass ich diese Zitat nach dieser Woche einmal mehr bestätigen kann!

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11. Oktober 2010 1 11 /10 /Oktober /2010 13:27

Es ist nicht gerade ehrenwert gezielt den Neid andere Leute zu schüren. Ich werde es an dieser Stelle trotzdem versuchen. Denn: 1.) war ich am Wochenende zum ersten Mal in Norwegen und 2.) habe ich dort den Philipp besucht. Das sind zwei gute Gründe, da Norwegen im Bezug auf seine schöne Natur absolut hält was es verspricht und Philipp auch nach zweimonatigem Aufenthalt in eben jenem Land noch genau so gute Gesellschaft ist wie eh und je.

Am Freitag gings also in aller Herrgottsfrühe los, erst drei Stunden mit dem Auto bis nach Hirtshals und dann mit der Fähre weiter direkt nach Kristiansand.

 

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Schon als sich die Fähre dem Hafen von Kristiansand genähert hat war ich hellauf begeistert. Über mehrere hundert Meter hinweg waren ringsherum Inseln - kleinere, größere, felsige, bewaldete - ein sehr schöner erster Eindruck von Norwegen!

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In Kristiansand haben wir dann ein wenig Philipps Uni erkundet, und ruckizucki war auch schon Abend und ich kam in den Genuss Philipps Freunde und einige amerikanische Trinkspiele, deren Namen so unsittlich sind, dass ich sie hier nicht schreiben will, kennen zu lernen. Danach gings noch in einen Student's Club und McDonalds safed some people's lifes, so dass wir am Samstag wieder in alter frische auf große Erkundungstour gehen konnten.

Mit den Fahrrädern und begleitet von strahlendem Sonnenschein gings los - raus aus der Stadt, rein in die Natur. Und das war genau das tolle: um nämlich rein in die Natur zu kommen, musste man nur wenige Meter raus aus der Stadt. In anderen Orten findet man in der Stadt nur angelegte Parks und vielleicht ein paar Teiche. In Kristiansand geht man vom Strand ein paar hundert Meter weiter und ist auf der Halbinsel, die ihr auch da oben auf dem Photo seht und ist umgeben von 'schön'. Ein paar Eindrücke:

Am Strand

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vorbei am Hafen

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und einer Festung

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zur Halbinsel

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Ihr seht, ich bin sehr begeistert, warum ich auch nicht umhinkam, diesmal sehr viele Photos zu posten.Danach gings weiter in einen Park, und auch auf den traf das zu, was ich oben geschrieben habe: Natur pur. Eine Vielzahl an Seen, Berge, Felsen, das ganze in herbstlichen Farben eingebettet - da freut sich das Alex'sche Herz.

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Um uns aber an Natur und Natürlichkeit nicht zum überfordern haben wir uns am Abend schließlich dem Kontrastprogramm, das im Zeichen der Unnatürlichkeit stand, gewidmet. Ort des Geschehens: das Oktoberfest des Cricket Clubs der Universität von Kristiansand. Unnatürlich war nicht nur die Möchtegern-deutsche Dekorierung mit Postern von vollbusigen Damen in feschen Dirndln, dem 'Urdeutschen' David Hasselhoff und der deutschen Super-Mama Angela Merkel, sondern auch die werten Herren Gastgeber vom Cricket-Club. Alter, waren das Schnösel!! Etwas 20 Herren, die alle ein einheitliches weißes Jacket mit aufgenähtem Cricket-Emblem trugen (bitte beachten: die Herren legen wert darauf, dass man das nicht Englisch 'Cricket', sondern französisch 'criquet' ausspricht! Wäre ein böser faux-pas die Herren mit einem solchen Fehler zu verschmähen!), alle die gleiche nach-hinten-gegelte-Schmalzlocken-Frisur hatten und gerne große Teile ihrer etwas zu schlank geratenen Brust unter dem tief ausgeschnittenen V-Neck-Shirt zur Schau stellten. Harr harr!

Hier kann man die schöne Haartracht der Herren Schnösel bestaunen

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Hier die schönen weißen Jackets

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und hier die authentische deutsche Atmosphäre

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Ja, wie ihr euch denken könnt, hat das alles für ordentlich viel Spaß gesorgt. Danach gings noch weiter in einen Club in der Stadt, wo dann -offenbar wie überall in Norwegen- um 2 Uhr Feierabend ist. Und daraufhin gabs die nächste Überraschung: Da die Leute in Scharen aus den Clubs auf die Straßen strömen, gibt es einen Ansturm auf Mitternachtsschmauss-Lokalitäten wie ich es noch nie gesehen habe! Dass man sich nach dem Feiern gerne noch nen Döner oder ne scharfe Meenzer Curryworscht gönnt, ist ja auch bei uns durchaus bekannt. Aber diese Menschenmassen da in Kristiansand - das war krass. Bei McDonalds stand ohne Übertreibung das ganze Restaurant voll, vor Imbissbuden auf den Straßen waren regelrechte Menschentrauben und auch bei 7Eleven hätte man sich mal gut 15 Minuten anstellen dürfen. Feier- und fresswütig sind sie offenbar, die Norweger.

Der Sonntag verlief dann nochmal gemütlich, jedenfalls bis zum dem Punkt als wir dann im Eilschritt zur Fähre hetzen mussten und uns gewünscht haben so lange Beine wie der Julian zu haben.

Summa summarum: das Wochenende war ein Traum und auch wenn ich in euch nicht ein Fünkchen Neid geweckt habe, muss ich doch wenigstens zugeben, dass ich für meinen Teil nicht völlig frei von Neid bin, wenn ich daran denke, dass Herr B. in mitten dieser Traumgegend wohnen darf. Und: meine Vorfreude auf die 8tägige Dänemark-Schweden-Norwegen-Reise, die am Samstag startet, ist defintiv gestiegen! Dazu dann in bälde mehr.

Eure Alexsand aus Kristiansand

(ok, ich bin ja eigtl schon wieder zurück in Dänemark, aber irgendso ein doofes Namens-Wortspiel musste ich doch wieder ausgraben)

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27. September 2010 1 27 /09 /September /2010 14:29

Seit ca vier Wochen bin ich jetzt hier, da wage ich mal den Versuch zu beschreiben wie mein Alltag hier in Odense so aussieht. Das grobe Wochen-Grundgerüst ist immer recht ähnlich, weshalb ich einfach mal die vergangene Woche als Beispielwoche verwende.

 

Montag

Die Werktagswoche direkt mit Arbeit zu beginnen, wäre für Erasmus-Studenten ja irgendwie falsch. Man muss schließlich auch seinen Ruf als sorgenfreier Lebemensch bewahren. Diesen regnerischen Montag habe ich also mit einkaufen, kochen, lesen und einem Kampf gegen ein Computervirus (das ganz trickreich als Anti-Virus-Programm getarnt war. Sachen gibts...) verbracht.

Abends gibt es dann jede Woche das 'Monday's Café'. Das ist einfach ein internationales Treffen, privat organisiert, an dem es jeden Montagabend ein günstiges Essen gibt, mal lecker spanische Tortilla, mal französisches Hühnchen und heute Abend zum Beispiel Indisch. Ist eine sehr angenehme Atmosphäre, weil man mal ohne Feiern und Party mit Leuten ins Gespräch kommt und auch mal an ein paar Nicht-Erasmusler gerät. Abgerundet wird so ein Montagabend mit einem Besuch im "Dexter's", wo talentierte Musiker der Odenser Musikhochschule Jazz spielen. Das ist perfekt, gemütlich, irgendwie urig und gleichzeitg ein wenig relaxte Kultur, so nach dem Wochenende.

 

Dienstag

Dienstags um 14 Uhr beginnt dann meine Uni-Woche mit dem Kurs 'Danish and Scandinavian Culture'. Unser Dozent Morgens Davidsen verbringt den größten Teil der Stunde so:

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Man kann es nur bedingt gut erkennen (schließlich wollten wir ja nicht im Unterricht die Handykamera ganz offensichtlich auf unseren Lehrmeister halten), aber er sitzt mit ganz ausgestreckten Beinen und Kullerbauch auf dem Tisch, spricht mit sanfter Bärenstimme über Dänische Kunst, Geschichte und über Hans Christian Andersen und ist sehr sympathisch dabei. Wie auch im philipp'schen Norwegen wird auch in Dänemark alle 45 Minuten eine Pause eingelegt und das finde ich so was von sinnvoll! Ich bin überzeugt: egal ob Wilke, Ricker oder Lamp - wenn man zwischendurch so eine Verschnaufpause bekommt, übersteht man sie alle!

Wenn dann die Sonne scheint, sind die 8 Kilometer Heimweg mit dem Fahrrad ein Genuss! Ein Teil der Strecke geht durch den Wald und an Feldern vorbei. Bei Regen, naja... schnell nach hause!

 

Mittwoch

Von 10 bis 12 Uhr steht  'American History' auf dem Programm. Das ist in etwa so wie es sich anhört: im Großen und Ganzen interessant, aber auch nicht besonders innovativ oder außergewöhnlich. Allerdings ist das mein einziger Kurs, in dem ganz überwiegend Dänen sind. Ein Kanadier und ich sind die einzigen Austauschstudenten. Ist also ganz interessant mal in den 'echten' dänischen Unialltag reinzuschnuppern.

Da ich ja dann den ganzen Nachmittag Zeit hatte, habe ich mal meine großartige DVB-T-Antenne für meinen PC ausgetestet. Und was findet man da im Dänischen TV? Beverly Hills 90210. Die alten Folgen, aus den 90er-Jahren. Was mir also in jungen Jahren verwehrt worden ist, da wir keine Satelittenschüssel hatten, kann ich jetzt knapp 20 Jahre später nachholen und dabei ein wenig etwas über seltsam-geformte Jeans, Probleme verwöhnter Teenager und dänische Untertitel lernen. Danach kommt 'Venner', also 'Friends' und mittwochabends 'Desperate Housewives'. Damit sind aber auch die Möglichkeiten des guten englisch-sprachigen Fernsehens weitestgehend erschöpft. Ansonsten gibt es dänische Nachrichten, das Supertalent auf Dänisch und englischsprachige Dokus zu mehr oder minder interessanten Themen.

 

Donnerstag

Donnerstags habe ich meinen liebsten Kurs. Den, den ich hier schonmal erwähnt habe, wo man interkulturelle Küsse austauscht ;-) Spaß beiseite, Interkulturelle Kommunikation ist tatsächlich sehr interessant, unterrichtet von einem Amerikaner, was meinen Ohren immer wieder eine Freude ist. Hier musste ich jetzt auch zum ersten Mal seit meiner Ankunft richtig was für die Uni arbeiten und ein 'writing to learn-essay' schreiben. Wie sich das aber für dänische Verhältnisse gehört, wird das jetzt mal noch nicht benotet, sondern dient unserer eigenen Vorbereitung auf die Prüfungen, die ja dann auch irgendwann kommen, und jeder der gut 30 Studenten kriegt individuelles Feedback. 

Während ich also in meinem Zimmer an meinem Essay über 'Fremde' geschrieben habe, hat draußen die Sonne geschienen und mir eine lange Nase gemacht. Gott sei Dank gibt es aber auch hier in Dänemark nette Leute, die einem dann retten und zum Grillen auf einer Wiese direkt hier beim Wohnheim einladen. Wurst statt Wissen - welch ein schönes Motto für so einen Donnerstag Abend. 

 

Freitag

Die Drei-Tage-Uni-Woche bietet schließlich die hervorragende Möglichkeit schon den Freitag für tolle Unternehmungen zu nutzen. Und das haben wir bisher auch sehr erfolgreich gemacht und es ist kein Wochenende vergangen, an dem wir nicht irgendwie raus gefahren sind. Diesmal ging es an die Nordsee :-) Wir sind zu viert losgefahren, gen Westen, ca 140 Kilometer, bis wir an der Nordseeküste in dem Örtchen Blavand landeten. Und -wer hätte es gedacht- ungefähr jedes zweite Auto war Deutsch. Wäre ja auch zu schön gewesen... aber den Deutschen entgeht einfach kein schönes Fleckchen, das ist wohl der Grund warum man sie ÜBERALL trifft! Ein schönes Fleckchen war es nämlich wirklich. Eine herrliche Dünenlandschaft, alles sah ganz weich aus und wir haben uns mit unserem Picknick -einschließlich original dänischem Krabbensalat- auf eine hohe Düne gesetzt und von oben auf den weitläufigen Strand geschaut. Ja, das Meer so in der Nähe zu haben, ist wohl eine der größten Annehmlickeiten des dänischen Lebens. Danach gings noch in das schöne Städtchen Esbjerg - hübsch, beschaulich, dänisch.

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Freitag Abend widerum steht exemplarisch für so manchen Abend den wir hier schon verbracht haben. Es ging in die A-Bar, kurz für Australian Bar, ein Tummelplatz für Austauschstudenten und junge, feierwütige Dänen. Pünktlich um 22:30 Uhr stürmen diese also die Bar um bloß nicht die Stunde Freibier von 23 bis 24 Uhr zu verpassen. Der Zweck wird für Veranstalter und Gast gleichermaßen erfüllt: die Bar ist voll und ab geht's. Mittlerweile kennt man auch viele der Gesichter und das Schöne ist natürlich, dass alle sehr offen sind und man deshalb mit vielen Leuten ins Gespräch kommt und man auch mit flüchtigen Bekannten feiern kann.

 

Samstag

Oh Gott, dieser Beitrag wird viel zu lange!!! Ich persönlich hasse ja so lange Blog-Einträge. Naja, wird ja keiner gezwungen alles zu lesen. An dieser Stelle ist es praktisch, dass ich am Samstag nicht viel erlebt habe. Hab nämlich den ganzen Tag geschlafen. Abends haben wir wieder zusammen gekocht und danach gings in die Wohnheimbar zum Poker spielen. Meine erste Poker-Runde und ich hab mich gar nicht so schlecht geschlagen: Dritte von sieben Teilnehmern, damit bin ich zufrieden!

 

Sonntag

Sonntag ist mittlerweile unser Kochtag. Eine sehr nette kleine Tradition, die sich nach so kurzer Zeit eingebürgert hat und die einen schönen Wochenabschluss bildet. Gemäß der alten Weisheit: Käse schließ den Magen, gemeinsames Gekoche schließt die Woche. 

 

Und dann, und dann...

fängt das Ganze wieder von vorne an. Heute Abend geht es also wieder zum Monday's Café und zu Dexter's Jazz-Night.

 

Die treuen Leser, die bis hierhin durchgehalten haben, erhalten ein Lob! Das war lang, ich weiß.

Bis bald,liebe Venner (wer oben gut aufgepasst hat: 'Freunde' auf Dänisch)

Eure Alex

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19. September 2010 7 19 /09 /September /2010 16:09

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Das ist es: das letzte Photo. Wenige Augenblicke später, am 18.09.2010 um 00:52 Uhr rutschte mir meine Kamera aus der Hand, knallte auf den harten Steinboden der 'Freitagsbar' der Universität von Odense und blieb reglos liegen. Was übrig blieb, war ein Photoapparat, der es einem aufgrund des verschwommenen Bildschirms ermöglicht nachzuempfinden wie Menschen mit Grauem Star die Welt sehen. Photos machen, das wird die Kamera allerdings nie mehr können.

Ein traumatisches Erlebnis! Obwohl mittlerweile bereits zwei Tage vergangen sind, bin ich noch immer nicht über den Verlust meiner Kamera hinweg. Zumal es in diesen beiden Tagen eine Vielzahl von festhaltenswerten Momenten gab! Ich war nämlich zusammen mit rund 80 Internationals auf einem 'Cottage Trip' in dem schönen Örtchen Dalby, ca 30 Kilometer von Odense entfernt. Der Begriff 'Cottage' ist offenbar sehr dehnbar, denn wir haben in Wahrheit nicht in einer Hütte übernachtete, sondern in einer Schule. Sinn und Zweck solcher Aktivitäten ist ja immer, dass man viele neue Leute kennen lernen soll. Und das hat gut geklappt. Wie sich das nämlich für so ein richtiges Abenteuer-Wochenende gehört, haben wir am Samstag in Kleingruppen à 9 Personenen eine vierstündige Wanderung gemacht, auf der wir unterwegs mehr oder weniger lustige Aufgaben lösen mussten. Und die Gegend war wahrlich ein Traum! Weite Felder und Wiesen, ca alle 500 Meter ein schönes dänisches Haus oder ein Gutshof und auf halber Strecke standen wir auf einmal am Meer. Ja, landschaftliche hat Dänemark wirklich etwas zu bieten, und das obwohl ich bisher ja noch nicht mal die Insel Fünen verlassen habe. Ganz schön windig war es da allerdings auch auf der Wanderung und danach musste ich feststellen, dass ich eine ganz schön rote Birne hatte. Und das obwohl die Sonne gar nicht so stark geschienen hat. In dem Zusammenhang habe ich ein neues Wort gelernt, dass mich begeistert: Windburned. "I got wind-burned, not sun-burned." Wikipedia erläutert dazu, dass man das so nennt, wenn eine schwache Sonneneinstrahlung durch den Wind verstärkt wird. Hoch interessant! Hamma wieder was gelernt.

Eine wirklich unterhaltsame Gruppenaufgabe war, dass wir uns in unseren Teams jeweils ein kleines Theaterstück ausdenken mussten. Ja, das klingt jetzt alles recht abgedroschen und Ferienlager-like, und vermutlich war es das auch, aber da die Leute alle wirklich cool und mit Spaß dabei waren, war diese Camp-Atmospähre für das Wochenende genau das richtige. Im Rahmen unseres äußerst kreativen Theaterstücks kam ich also in den Genuss, Cinderella zu spielen, die mit ihren zwei Stiefschwestern und zwei von den sieben Zwergen in eine Gruppentherapie geht, weil die Stiefschwestern mittlerweile festgestellt haben, dass Cinderella offenbar auf Crack ist und deshalb komische Phantasien hat - von Vögeln, die an ihrem Kleid herumnähen und von einer Fee, die ihre Mäuse in Pferde und einen Kürbis in eine Kutsche verwandelt. Ganz schön fertig, diese Cinderella, und dann verliert sie auch noch ständig ihre Schuhe! Wir hatten also viel Spaß und haben außerdem sogar den dritten Preis gewonnen, juchee.

Ansonsten war das Wochenende so, wie man das auch von einem Ersti-Wochenende in Stangenroth oder von Wolfhofwochenenden kennt, nur war das hier eben ein wenig größer. So gab es also einen 'echten' DJ mit 'echter' (und tatsächlich sehr beachtlicher) Lichtanlage, leckere Getränke, Massen-Lasagneessen am Abend,  mächtige HotDogs als Mitternachtsschmauss, abspacken, möchtegern-tiefsinnige Unterhaltungen nachts um halbfünf, 3 Stunden Schlaf auf engem Raum, eine komische Französin, die so dicht war, dass sie sieben Männer 'abgeknutscht' hat und so weiter und so weiter.

Die kommende Woche werde ich also damit verbringen meine Erlebnisse in selbstgezeichneten Bildern festzuhalten um den Verlust meiner Kamera zu kompensieren. Dabei ist es mir sicherlich von Vorteil, dass ich in der 3. Klasse mal eine 'Eins' in Bildende Kunst hatte.

Bis bald, und dann hoffentlich wieder mit Photos im Gepäck!

Alexinderella, die crack-rauchende Malerin

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15. September 2010 3 15 /09 /September /2010 20:02

Ein wichtiges Anliegen von Erasmus ist ja, dass man Menschen anderer Nationen und Kulturen kennenlernen, Vorurteile ablegen und den Horizont erweitern soll. Nach gut zwei Wochen trägt der Dänemark-Aufenthalt schon erste Früchte und ich habe ein paar Erkenntnisse gewonnen. Ein Überblick:

 

Klischee Nummer 1:

Das Dänische Bildungssystem ist überragend: Kleine Klassen, Abkehr von Frontalunterricht, ein starker Dialog eine große Nähe zwischen Studenten und Dozenten.

 

Nicht bestätigt. Genau genommen unterscheidet sich der Unterrichtsstil hier nicht wesentlich von dem zuhause in Mainz. Kursgröße auch etwa 30 Personen +/- und die Dänenarbeiten auch nicht eifriger mit als das bei uns der Fall ist. Wie üblich hängt es stark vom Dozenten ab, wie sehr er die Studenten einbezieht, oder ob er eher seinen privaten kleinen Monolog hält. Stehkragen-Laptop-Kommilitonen, die zu allem ihren Senf dazu geben, sind mir jedenfalls noch nicht begegnet. Dafür aber durchaus Laptop-Kommilitonen, die die Unterrichtszeit viel lieber auf facebook totschlagen. Einen Unterschied gibt es allerdings doch: Studenten und Dozenten sind per Du, so wie hier alle Menschen, außer der könglichen Familien per Du sind. Im Großen und Ganzen aber: keine Angst vor der nächsten PISA-Studie - die Dänen sind bildungstechnisch meiner Meinung nach auch nicht besser als die Deutschen.

 

 

Klischee Nummer 2:

Dänen, ob männlich oder weiblich, sind alle blond, groß, schlank und schön.

 

Bestätigt (mit Einschränkung). Ok, es sind nicht alle, so 20 Prozent der Mädchen sind auch nicht blond, und es existieren einige wenige Personen, mit denen es Mutter Natur nicht soooo gut gemeint hat. Aber im Großen und Ganzen findet man in Dänemark doch eine recht große Auswahl an attraktiven -und gut gekleideten!- Menschen, und zwar egal ob alt oder jung.

 

 

Klischee Nummer 3:

Leben in Skandinavien ist teuer bis unerschwinglich.

 

Nicht bestätigt. Bei Restaurantbesuchen und dem alltäglichen Einkauf lässt man zwar schon etwas mehr Geld liegen. Aber es geht auch günstig, wenn man nur weiß wo und wie. Ich hab beispielsweise selten so viele Freibier-Angebote gesehen wie in den letzten Wochen. Und damit mein ich nicht 'man kriegt ein Freibier, wenn man z.B. in einen Club kommt'. Sondern da gibt es schon mal für ein paar Stunden Freibier in der ein oder anderen Bar und die Barkeeper machen auch nicht extra langsam um den Konsum etwas einzuschränken.

Einen richtigen Restaurant-Besuch habe ich mir bisher noch nicht geleistet. Dafür war ich noch nie in so kurzer Zeit so häufig bei IKEA essen wie in den letzten Tagen. IKEA ist direkt um die Ecke bei unserer Uni und da gibt es täglich Essen für 19 Kronen, was knapp 3€ entspricht und für dänische Verhältnisse mehr als ein Schnäppchen ist, sondern gleich ein ganzer Schnapp (die Endung -chen macht ja immer Dinge kleiner. Dann ist doch ein Schnapp ein noch günstigeres Angebot als ein Schnäppchen, oder?).

Also, ihr seht, es heißt nur "Gewusst Wie", dann kommt man auch in Dänemark gut über die Runden.

 

 

Klischee Nummer 4:

Franzosen sind komisch bis doof.

 

Nicht bestätigt. Noch nie hatte ich so ein positives Franzosen-Bild wie jetzt. Unter den Austauschstudenten wimmelt es nur so von Franzosen und die sind richtig nett und unterhaltsam. Mein französischer Mitbewohner ist ungefähr so gutherzig wie ein gewisser Herr Julius Sandmann und fragt auch gerne wenn ich morgens müde aus meinem Zimmer komme "Ohje, du bist müde. Soll ich dir etwas kochen?" - auf Englisch mit lustigem französischen Akzent. Also, Franzosen hier: top.

 

 

Ihr seht also, ich werde hier außerordentlich tolerant und weltoffen und habe sogar schon erkannt, dass das System 'Schublade auf, Franzose rein, Schublade zu' gar nicht so gut ist.

Für den Fall, dass dies irgendwann einmal ein zukünftiger Arbeitgeber oder der Geheimdienst liest, möchte ich gerne daraufhinweisen, dass dieser Eintrag mit einem gewissen Maß an Ironie und Übertreibung zu verstehen ist. Muss man ja heutzutage klarstellen, bei all der Online-Spionage und so.

 

Bis bald,

Eure tolerante Alex (TolerAlex)

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